Tanz im Jazz im Glasperlenjazz um 20:06

Tanz im Jazz im Glasperlenjazz um 20:06

Bewegung:

Kultiviert sie, pflegt sie und praktiziert sie; sie ist ein Wunder der Natur –ein (nur) scheinbar geschenktes.

Wie viele Jahre dauert es für ein Kleinkind, bei dem sich alles scheins in Zeitraffer entwickelt, Grob- und Feinmotorik zu entwickeln?

Wie viele Jahre dauert es, ein Musikinstrument wirklich zu beherrschen, wie viele,  den eigenen Körper als Instrument zu beherrschen?

Und wie schnell kann es passieren, dass all diese Anstrengungen wieder ins Kindesalter zurückgeworfen werden.

Sei`s durch Trägheit, sei`s durch Überforderung, durch Abnützung, Krankheit, oder dem, was wir Schicksal nennen.

Letzte Woche habe ich wieder ein Panoptikum all dessen erlebt, bzw. wurde es mir präsentiert.

Wider terminbedinger Erwartung konnte ich die heurige „lange Nacht des Tanzes“ in Gmünd doch noch besuchen.  Diese lange Nacht des Tanzes, die man ruhig auch eine lange Nacht des zeitgenössischen Tanzes nennen kann, stand nicht nur im Zeichen des Regens, der beinahe alle der besonders spannenden Freiluftauftritte zunichtemachte, sondern auch im Zeichen der Uraufführung eines Stückes von Anna Hein. Anna, etablierte und prämierte Tänzerin und Choreografin ist Tochter von Andrea Hein, die in ihrer Leidenschaft für den Tanz durchaus als eine der raren Lichtgestalten der Kärntner Szene gesehen werden kann.

2017 erleidet Andrea, die „Erfinderin“ der "Langen Nacht des Tanzes" und spätere Obfrau des Center for Choreography Bleiburg | Pliberk – CCB ist einen schweren Schlaganfall und ist forthin auf den Rollstuhl angewiesen. Anna thematisiert dieses Ereignis nicht nur. Sie entwickelt ein Stück daraus, das den Betrachter äußerst schmerzvoll an die Verdrängung ähnlicher Ereignisse im persönlichem Umfeld erinnert. Und sie holt Ihre Mutter dafür auch auf die Bühne und bezieht sie ein. Das verlangt Mut. Der Finger in der Wunde und das vor den Augen aller! Ein Stück, das in seiner Kompromisslosigkeit sicher Johann Kresnik, dem in Bleiburg geborenem und weithin gefeierten Pionier des politischen Tanztheaters Respekt abgerungen hätte.

Und das bringt der darauf folgende Tag: Johann Kresnik, der seinen Namen auch dem CCB als Untertitel zur Verfügung gestellt hat, ist am Tag nach dieser langen Nacht des Tanzes unerwartet verstorben!

Und so haben wir in engster Verbundenheit durch das Band der  gemeinsamen Leidenschaft Tanz in einem winzigen zeitlichen Fenster Anna, energiegeladene Tänzerin, die auch die Rolle Ihrer Mutter weiterführt, Andrea, gehandikapte und sich hochbewusst mit dieser Windmühle auseinandersetzende Frau und Johann Kresnik, Tanztheater-Pionier und -Ikone , der den Kampf gegen den unfairen Gegner ganz verloren hat.

Was anderes könnte ich da als Sendungsthema wählen als den Tanz? Dieser ist im Jazz ja verblüffend oft ein Thema und daher sehr ergiebig.

Und so habe ich die dieswöchige Sendung  auch im Gedenken an den kompromisslosen und aufrechten Charakter Johann Kresniks aus wunderbaren Musikstücken zusammengesetzt:

Da ist das Henri Texier Strada  Quartet; die wunderbaren Grenzgänger Anja Lechner und Francois Couturier; Elvin Jones und Jimmy Garrison; Arthur Blythe; Philipp Glass darf auch nicht fehlen; das Duo Matinier/Ambrosini; Charles Mingus, Frank Zappa und mit dem Statement „ Forever Dance“ zum Abschluss das Duo Billy Higgins/ Charles Lloyd

Bei Interesse einschalten! Wer will, kann vor dem Radio auch tanzen und von mir aus auch gerne die Empfehlung von Frank Zappa „Take your clothes off, when you dance“ befolgen.

In diesem Sinne:

Salut