Mai, der Erste

Mai, der Erste

Glasperlenjazz am Do. Erster Mai 2025 20:06

Liebe Feiertagsfeierer und -feiererinnen

Zur Sendung:

Zum politischem Ansatz der Sendung ließ sich außer wenigen bereits ausgekauten Fällen von Charly Haden`s Liberation Orchestra, Archie Shepp und Max Roach nicht allzu viel finden. Gern hätte ich eine Sendung mit Variationen der „ Internationale“ gestaltet. Aber da gibt es nichts. Dahinter steckt sicherlich auch genug Angst vor Ressentiments (vor allem in den USA) – weiter als bis zur Musik des Kurt Weill ist man hier kaum gelangt. So bin ich denn beim  „ Ersten“ (Mai) hängengeblieben, und präsentiere so einige Erstlinge, wie den „ersten Song; die erste Liebe; das erste Rätsel; den ersten Besuch, die erste Bewegung etc.  

Interpreten: von Abdullah Ibrahim, Abbey Lincoln, Gismonti/Haden, Lucien Dubuis, Hank Roberts, Dave Liebman, bis Elliott Sharp,

 

zum Tag:

ERSTER MAI!

Das ist schon mal ein Statement – oder wars zu mindestens irgendwann einmal….

Ich kann mich noch auf früheste Kindheitszeiten erinnern; Hauptplatz Leoben; viele Menschen; manche haben geredet – keine Ahnung warum und worüber- aber eines (!) hab ich mir gemerkt: ROTE NELKE!

Ich bin mir nicht sicher, jemals zuvor eine rote Nelke bewusst wahrgenommen zu haben. Diese Fransen an den Blütenblättern, die habens mir angetan. Und die Tatsache, dass dieser wunderbaren Blume einfach der Kopf abgeschnitten worden war. So ganz ohne Stiel. Für mich standen Blumen ja einfach nur in städtischen Beeten – vorzugsweise am Leobener Glacis ( ja, auch bei uns gab es französisches Flair, denn hier hatte angeblich eins Napoleon den „Leobener Frieden“ unterschrieben), dem städtischem Park mit allsonntäglicher Blasmusik im Pavillion ( schon wieder französisches Flair in der Stahlkochermetropole an der Mur…). Blumen in anderer Form kannte ich kaum, denn soweit ich mich erinnern kann, war meinem leiblichem Samenspender die Version von Blumen-mit Stielen-in-Vasen gänzlich unbekannt und er hat sie daher auch nicht angewandt.

Soweit also: ERSTER KONTAKT ZU ERSTEM MAI

Das ganze hat man übrigens  „Aufmarsch“ genannt, was mir nie geheuer war. Das Militärische war nie ganz meines; auch die Märsche der sonntäglichen Blasmusik im Glacis waren trotz regelmäßiger Wiederholung der selben Stücke durch Bergkapelle, Werkskapelle, Eisenbahnerkapelle etc. nicht mein Geschmack.  Und von den „Freedom Marches“ der Afroamerikaner gegen die Rassendiskriminierung in den damals wie heute noch immer rassistisch angemieften „Vereinigten Staaten von A.“ wusste ich ja altersbedingt noch nichts….

 

erster mai heute:

…rote Geschichte/tote Geschichte. Eigentlich müsste im „Österreichischem Wörterbuch“ das berühmte Kreuzchen für „aussterbender Begriff“  daneben angelehnt sein. Feiertag halt! Und das ist eh ursupa….  Wir feiern, dass heute viele von uns ( aber nicht alle) nicht arbeiten. Das wars. Nicht mehr…

Wer feiert schon / oder denkt wenigstens daran, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, dass die, die die Arbeit verrichten, denen, die aus dieser gemachten Arbeit Profit ziehen einigermaßen auf Augenhöhe begegnen können. Dass sie erwarten können, diese Arbeit einigermaßen gesund zu überleben; dass sie erwarten können, von dem Gehalt, das sie bekommen, sich einigermaßen die Gesundheit/das Wohnen/das Essen/die Aus-Bildung der Kinder leisten zu können. Die Chance auf sozialen und beruflichen Aufstieg zu haben. Frei zu sein in seinen Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten. Eine Vertretung zu haben, die den lohnabhängigen Menschen vor allem auch im Konfliktfall kostenfrei zur Seite steht, etc, etc.

Eh alles selbstverständlich, sagt sich die Millennial-Generation.

BULLSHIT. Abessinische, Mesopotamische, Hellenistische, Ägyptische, Römische etc. Reiche haben Aufstände der Rechtlosen blutig niedergeschlagen, gleich gings Bauern auf diversen Kontinenten im Mittelalter. Und so zieht sich der Kampf durch die Menschheitsgeschichte. Unendlich viele ließen ihr Leben oder gingen ins Gefängnis für die Sache der Gerechtigkeit und des Mitgefühls.

Nur: die Entwicklung pendelt nach Jahrzehnten der Fortschritte jetzt schön langsam in die Gegenrichtung.

Die KI steht in Ihren riesigen Startlöchern: Wäre ja toll, wenn sie den arbeitenden Menschen bloß Arbeit abnähme! Das wäre aber funkionabel daran gebunden , dass die Staatsgebilde denen, die durch diese Entwicklung in Zukunft arbeitslos werden, so eine Art Grundsicherung bezahlen würde. Eingehoben von den Stellen, die  Menschen gegen Automatik tauschen. Es wird und kann nicht genug Arbeit für alle geben, wenn der technologische Fortschritt voll durchschlägt. Das wäre fair und gerecht, denn unendlich viele Stellen werden verloren gehen. Nur: das klassische, alle Bevölkerungsschichten gleich behandelnde Staatswesen ist in allen Teilen der Welt unter schwerer Bedrängnis. Autokratie und Oligarchie lösen die Systeme der breiten Mitbestimmung sukzessive immer weiter ab; immer mehr Menschen schlittern im gleichem Maß in die Armut- wie auf der anderen Seite Macht, Ressourcen und Vermögen auf immer kleinere Bevölkerungsschichten konzentriert werden. (Was ja nichts Neues ist, die Entwicklung läuft schon seit vielen Jahren in die Richtung, nur das Ausmaß wird immer extremer.)

Geschichtlich betrachtet führt sowas dann immer zu sozialen Unruhen und Umstürzen, die viele der Machthaber der Vergangenheit bisweilen auch im wahrstem Sinn des Wortes den Kopf gekostet haben. Heute leben wir in dem Zeitalter von „Big Data“ .Das Auswerten riesiger Datenmengen analysiert, warum und wie worauf auch immer reagiert wird. Die Beeinflussungsmöglichkeiten durch diese Technologien und das Wissen um psychologische Kniffe sind gewaltig. Immer öfter wird man sich fragen müssen, wie weit der scheinbar eigene Wille ein von außen subtil manipulierter ist. Wut und Zorn wird auf andere Ebenen transferiert werden. Die Schuldigen für Not und Armut werden den üblichen Verdächtigen umgehängt werden. Menschen, die in Hautfarbe, Lebenseinstellung, Sprache, Religion anders sind. Und am Ende solcher Entwicklungen steht IMMER: Krieg und Entmenschlichung.

Schon als Ablenkung! Denn im Krieg werden die Fragen nach dem wahrem Kern des Übels von der Beschäftigung mit dem täglichem Kollateralübel übertüncht. So hat das immer funktioniert. Die Kleinen schlachten sich,  während die Großen Strategiespiele spielen.

ERSTER MAI – HEUTE WICHTIGER DENN JE!

Der Zugang zu den Stellschrauben der Geschichte wird immer verbauter, immer elitärer. Ohne eine freie, ungebundene investigative Presse sehe ich für unser Gesellschaftssystem schwarz. Investigativ-Journalist*in zu sein ist heute oft gefährlicher als ein Job beim Entminungsdienst.

Aufpassen!

.....und viel Freude mit der Musik der heutigen Sendung.....