...und man wundert sich…

...und man wundert sich…

Glasperlenjazz am Do. 12.06.25 um 20:06

Liebe Freunde und Freundinnen, liebe Mütter und Väter

Zwei Ausprägungen an Wahn, Versagen der Zivilgesellschaft und Entmenschlichung geben den Rahmen der heutigen Sendung vor. Graz und Los Angeles. Ein Zuviel an Text habe ich mir für diese Sendung verbeten. Es wird momentan genug gesagt; die Musik soll für sich stehen.

Im Vorfeld stellt sich allerdings die eine Frage:

Was ist mit uns Allen -ja, auch Mir und Dir – passiert? Sind wir nicht Teil -wenn nicht sogar Auslöser – der Ereignisse? Rächt sich hier nicht die zunehmende Gleichgültigkeit, mit der wir unserer eigenen Existenz entgegentreten? Eine Art Nihilismus ohne Passion und Anspruch? Vielleicht das legendäre Selbstzerstörungsgen, das nicht nur zellulär unser Dasein begrenzt, sondern auch in die Psyche ausstrahlt.

Unser von uns selbst gezüchteter Killer heißt Selbstverständlichkeit. Wir baden in ihr, ohne es wirklich wahrzunehmen. Sie steht uns bis zum Halse! Wir, die Boomer-Generation, können damit noch schlecht und recht umgehen, weil für viele von uns in jungen Jahren noch nicht alles selbstverständlich war. Den jetzigen Kindern und Jugendlichen fehlt diese Erfahrung praktisch komplett und sie sind von uns mit diesem Manko – wie mit so vielem anderem auch – alleine gelassen. Denn viele glauben a.) keine Zeit zu haben, weil sie ihre Gewichtungen nicht der realen Wichtigkeit entsprechend verteilen oder sind b.) der Meinung, dass der Kinder- und mittlerweile Kindeskinder-Generation sowieso alles im Übermaß zu Füßen liege. Das stimmt zwar, doch nur auf materieller Ebene und müsste aktiv begleitet werden, was aber wieder an a.) scheitert.

Uns so stehen wir (ich rede hier von unserem westlichem Kulturkreis und Lebensstil ) hier also vor einem zunehmendem Trümmerhaufen. Wir spüren es, verstehen es aber nicht. Doch es gibt welche, die auf diesen Wellen blendend reiten. Ohne diese Wellen, am ruhigem Wasser , könnten sie sich nicht halten und würden entweder im Mittelmaß versumpfen oder sogar ertrinken. Sie haben Ihren Machiavelli gelernt: Teile und herrsche! Die Trumps, Putins, Modis, Xi`s, Orbans, Faranges und wie sie alle heißen – und Ihre Entourage, die schon in den Startlöchern scharrt. Wir kennen sie in jedem Land, auch unserem. Und die Selbstverständlichkeitszombis füttern sie in Hoffnung auf einen Endsieg, bei dem sie nicht einmal eine Ahnung haben, wer denn der Unterlegene sein könnte! Wie denn auch. Die Erkenntnis, dass sie Selbst es sein werden, ist für sie nicht fassbar.

Und dann sind da unsere Kinder, die vernachlässigt, wie sie durch alle Roste fallen, oft weder in der Familie noch in unserem diesbezüglich erbärmlichem Bildungssystem das ethische Rüstzeug für ein verantwortungsvolles ethisches Miteinander mitbekommen. Dafür hat dann immer jemand anderer die „ Schuld“. Der Anschuldigungs-Zeigefinger macht die 360Grad-Runde, ohne ein einziges Mal sich selbst ehrlich im Blick zu haben. So geht es weiter in einer Entwicklung, die schon 1999 im amerikanischem Colombine seine erste Leuchtrakete abschoss und heute regelmäßig – von der Selbstverständlichkeit genährt und der Gleichgültigkeit ver-zogen - seine konzentrischen Kreise zieht….

………und man wundert sich…….

 

Wir hören Shakti, Bill Carrothers, Pharoah Sanders, Alice Coltrane, Rob Mazurek und Detroit mit einer bemerkenswerten Version des programmatischem Herz-Song dieser Sendung, Léo Férre`s „Avec le temps / Mit der Zeit“

https://www.youtube.com/watch?v=GxTYbDu-nmg

Salut

Arnold Prenner