Vive l’Europe! #31 - Vergangenheit ist nicht wirklich vergangen
„… die Vergangenheit ist nicht tot. Die Vergangenheit ist nicht wirklich vergangen. Sie wirkt in vielfältiger Form weiter. Sie wirkt auf uns als Individuen, aber sie wirkt auch kollektiv auf unsere Gesellschaft.“ So die zentrale Botschaft der Bildungsforscherin Dr.in Nadja Danglmaier von der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt /Celovec, die sich für eine zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungskultur – 80 Jahre nach den Schrecken der NS-Diktatur – einsetzt und ihr Konzept einer historisch-politischen Bildung vorstellt.
Dobro je, da se zavedamo, odkod prihajamo. Naša preteklost namreč vpliva na naša dejanja v sedanjosti in posledično tudi na našo prihodnost. Eden izmed razlogov za ohranjanje spomina na nacistično obdobje je zagotovo želja, da se takšne grozote ne bi nikoli več ponovile. Toda priče izginjajo in sodobne nedemokratične tendence postavljajo preteklost pod vprašaj. Kako lahko ohranimo spoštljiv spomin in posodobimo kulturo spominjanja, ki je povezana z dogodki druge svetovne vojne?
Die zeitliche Distanz zu den Ereignissen der NS-Diktatur (80 Jahre plus), das Fehlen von Zeitzeug_innen, aber auch Umdeutungsversuche werfen die Frage auf, ob derzeitige Praktiken einer „ritualisierten Gedenkkultur“, überdacht oder zeitgemäßere Formen entwickelt werden müssen.
Ich bin ja Bildungsforscherin und da stellen wir uns schon die Frage: Wie können wir junge Menschen mit Gedenk- und Erinnerungsarbeit erreichen? Und das, was wir momentan sehen - so im Zentrum von Gedenk- und Erinnerungsarbeit - dann sind das bestimmte Rituale, die sich in den letzten Jahrzehnten gebildet und etabliert haben, die eine gewisse Zielgruppe von Menschen erreichen, wo wir aber doch auch merken, dass wir ein immer sehr ähnliches Zielpublikum haben und dass es uns schwer gelingt, den Kreis derer, die da mitwirken, die sich engagieren, die da teilhaben und auch aktiv partizipieren, zu erweitern.
Welches Zielpublikum erreichen Sie derzeit mit diesen von Ihnen so bezeichneten ritualisierten Gedenkkulturformaten?
Also von meinem Gefühl her erreichen wir damit hauptsächlich Menschen, die selbst familiär in ihren Biografien mit Opfern verbunden sind, die selbst Nachkommen von NS-Opfern sind, oder in irgendeiner anderen Form familiär betroffen sind. Wir erleben, dass es nur schwer gelingt, auch andere Menschen damit zu erreichen.
Gedenk- und Erinnerungsarbeit wird heute vorwiegend mit der Zeit der NS-Diktatur in Verbindung gebracht. Warum ist gerade – und das ist auch immer wieder meines Erachtens eine wichtige Fragestellung – dieser Zeitraum, nämlich vor allem die NS-Diktatur, die Gräueltaten, die damit in Verbindung zu bringen sind, so zentral für die Gedenk- und Erinnerungskultur? Welche Argumente würden Sie dabei in den Vordergrund stellen?
Ja, weil sich an dieser Zeit einfach zeigt, dass sich nach einer Zeitspanne von 80 Jahren Ereignisse dieses monströsen Ausmaßes, muss ich sagen, also Menschenrechtsverletzungen dieses Ausmaßes, nicht ausblenden lassen und dass sie in vielerlei Form und Weise einfach in unserer Gegenwart noch Relevanz haben, noch in Erscheinung treten, noch Auswirkungen auf unsere Gegenwart haben.
Einerseits Auswirkungen auf die individuellen Menschen, die in unterschiedlicher Weise familiär betroffen sind: Entweder als Nachkommen von Opfern, als Nachkommen von Tätern, von Zuschauern, Zuschauerinnen. Aber auch Nachwirkungen im Landschaftsbild zum Beispiel, Nachwirkungen im Stadtbild, die sich uns zeigen, wenn wir mit offenen Augen in unserer Umgebung unterwegs sind. Und vieles erschließt sich uns nicht, wenn wir nicht eine Erklärung dafür von jemandem bekommen. Und es gibt deutliche Spuren und Nachwirkungen, die unser heutiges Leben und unseren Alltag einfach nach wie vor beeinflussen.
Könnte man auch sagen: Deshalb ist dieser Zeitrahmen sehr wichtig, weil vieles von dem, was damals passiert ist, wahrscheinlich wissenschaftlich noch nicht tiefgründig, ausführlich und auch im Sinne einer guten Vergangenheitsbewältigung, aufgearbeitet worden ist?
Ja, wir hinken da bestimmt hinterher. Vieles wurde nicht aufgearbeitet. Wenn wir zum Beispiel denken an die Ereignisse der nationalsozialistischen Euthanasiemorde, dann wissen wir: Es gab in Kärnten keine fundierte wissenschaftliche Auseinandersetzung, die von Institutionen betrieben wurde. Sondern: Es wurde Privatpersonen, engagierten Menschen überlassen, sich damit auseinanderzusetzen, Quellen zu sammeln, Quellen aufzubereiten und so weiter. Also es gibt da bestimmt viele blinde Flecken der Forschung und wir verdanken sehr viel Forschung, aber auch Erinnerungsarbeit, Privatpersonen und privaten Initiativen, die sich auf lokaler Ebene zusammengefunden haben, um da zum Beispiel einer bestimmten Opfergruppe oder einem bestimmten historischen Ereignis sich zu widmen und da Zeichen zu setzen, Akzente zu setzen. Also ganz vieles wurde auf privater Ebene gemacht und weniger getragen von Institutionen oder „angeleiert“ durch die Politik.
Sie wollen vor allem auch junge Menschen für diese Erinnerungskultur, für diese Gedenkkultur engagieren, beziehungsweise auch begeistern. Es stellt sich die Frage: Wie kann Gedenk- und Erinnerungskultur so gestaltet werden, damit gegenwärtige Formate oder neue Formate vor allem die Zielgruppe junge Menschen, also Jugendliche erreichen kann?
Diesbezügliche Überlegungen anzustellen ist sehr wichtig. Denn wenn wir uns nicht überlegen: Ob die Erinnerung an die NS-Zeit für junge Menschen überhaupt heute noch relevant ist? Und wenn wir aber davon ausgehen, beziehungsweise davon überzeugt sind: Ja, das ist relevant, dass sich junge Menschen damit noch auseinander setzen, dann müssen wir uns auch überlegen und darüber nachdenken: Wie können wir dieses Thema vermitteln und wie können wir da Anknüpfungspunkte bieten?
Und wir müssen uns auch vor Augen führen, dass die heutigen Lerngruppen auch viele Kinder und Jugendliche beinhalten in unseren Klassenzimmern, die nicht diese familiären Anknüpfungen an die NS-Zeit haben. Also das, was in den 90er Jahren, als man begonnen hat, im schulischen Unterricht sich mit dieser Zeit aktiv zu befassen, so üblich war zu sagen: „Schaut einmal, oder befragt einmal eure Großeltern, oder sucht auf eurem Dachboden, oder so - das erreicht nur mehr einen Teil der Jugendlichen. Wir haben immer mehr Kinder und Jugendliche in den Klassen, die keine familiären biografischen Wurzeln seit Generationen hier zu Lande haben, in deren Familien vielleicht die NS-Geschichte keine große Rolle spielt, die vielleicht ganz andere historische Ereignisse als zentral in ihrer Biografie mitbringen. Da müssen wir uns überlegen, wie können wir auch diese Kinder und Jugendlichen abholen.
Und es gibt da schon unterschiedliche Anknüpfungspunkte, die mir persönlich sehr sinnvoll erscheinen. Einerseits sind das Gegenwartsbezüge, also zu schauen, was sind gegenwartsrelevante Themen? Und da kommen wir sehr schnell zu Menschenrechtsthemen. Also die Frage oder die Ausgangsbasis, der Ausgangspunkt: Kein Mensch darf entrechtet werden. Kein Mensch darf diskriminiert werden. Jeder hat gewisse Grundrechte. Das ist eine gemeinsame Basis, wo wir anknüpfen können. Und auch Regionalbezüge, die sich anbieten, einfach sich auch anzuschauen, was ist hier bei uns passiert? Und damit auch die Jugendlichen ein Stück weit abzuholen, dort, wo sie sind. Und wir haben viele Themen, die auch gegenwartsrelevant sind, wenn wir uns mit der NS-Geschichte befassen, wo wir gut Querverbindungen herstellen können. Sei es das Thema der Flucht, das Thema der Mittäter*innenschaft oder Themen von Zivilcourage, und so weiter, ...
… vielleicht gibt es ein Modellprojekt, wo Sie sagen: Das ist eines, wo man wirklich sehen kann, wo man auch bemerkt, dass diese Anschlussfähigkeit für Jugendliche im Kontext dieser Erinnerung an die NS-Zeit gegeben ist?
Es entstehen aktuell zahlreiche Projekte, die versuchen, genau diese Überlegungen aufzugreifen. Wir haben zum Beispiel am Lern- und Gedenkort Peršmanhof in Bad Eisenkappel/Železna Kapla, ein Workshop-Angebot für Schulen und auch Gruppen außerschulischer Bildungsarbeit, wo Themen wie Widerstand und Zivilcourage im Vordergrund stehen. Wo die historischen Ereignisse an diesem NS-Tatort, wo elf Menschen ermordet wurden in den letzten Kriegstagen, wo diese Ereignisse zum Ausgangspunkt für Überlegungen von zivilgesellschaftlichem Handeln, Zivilcourage, als Basis genommen werden.
Wir sind auch gerade dabei, ein Projekt abzuwickeln, das ein Pilotprojekt ist zur Frage: „Wie gehen wir damit um, dass uns eigentlich keine Zeitzeuginnen und Zeitzeugen mehr zur Verfügung stehen, die Schulklassen besuchen?“ Und in den letzten Jahren gab es sehr viele Anfragen von Nachkommen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, von Kindern und Enkelkindern, die gesagt haben: „Meine Mutter oder meine Großmutter kann nicht mehr in die Schule gehen, aber ich würde das gerne machen. Ich würde gerne in Dialog treten mit jungen Menschen.“ Und da entwickelt gerade „erinnern:at“ ein Pilotprojekt (ab), wo wir in Wien, Tirol und auch in Kärnten Schulbesuche mit Nachkommen jüdischer Verfolgter durchführen. In dieser Pilotphase sind das ausschließlich Nachkommen jüdischer NS-Verfolgter und wo wir einerseits Materialien für die Lehrerinnen und Lehrer zur Vorbereitung dieses Zusammentreffens konzipieren, dann auch die Schulbesuche begleiten und moderierend tätig sind und es dann auch eine Nachbereitung dieses Besuchs mit den Jugendlichen gibt.
Ich habe selbst jetzt die ersten Besuche und Dialoge begleitet. Wir sind da im Moment in Klagenfurt an der WIMO in Kärnten und im Stiftsgymnasium Sankt Paul. Und die ersten Erfahrungen sind da sehr positiv, da man merkt, dass Jugendliche da sehr interessiert herangehen, dass diese persönliche Begegnung doch einen guten Dialog eröffnet. Und da geht es einerseits schon ein bisschen darum, auch die Geschichte, dass diese Nachkommen die Geschichte ihrer Eltern und Großeltern auch einbringen, diese Verfolgungsgeschichte. Aber es geht da nicht primär und ausschließlich um diese Nacherzählung, sondern es geht primär darum: Was bedeutet diese Geschichte für mein Leben? Wie hat das auch mein Aufwachsen beeinflusst? Und: Wie gehe ich damit um? Und die Frage, die die Nachkommen dann gestellt bekommen, ist dann auch oft: „Warum haben Sie das Bedürfnis, damit in Schulklassen zu gehen?“ Und wo sie auch dann das erklären, inwiefern sie da eine intrinsische Motivation haben, diese Geschichte auch weiterzutragen. Und das wird dann auch für die jungen Menschen sehr nachvollziehbar, ...
…, weil ich mir vorstellen kann, das hat ja eigentlich einen doppelten Effekt. Nämlich einerseits diese Vorbereitung auch für die jungen Menschen, also jugendgemäße Vorbereitung und Vorstellung, aber andererseits auch, dass die jungen Menschen dann, ich sage mal, nicht nur vertiefen, sondern auch berührt werden. Also Berührung ist, glaube ich, da in diesem Kontext ein ganz wesentliches Moment, oder?
Genau, also das entsteht durch diesen persönlichen Kontakt und auch durch das Einfühlen in die Person, die da in der Klasse sitzt und etwas erzählt. Und durch diese Person wird ja dann auch deutlich, dass diese Vergangenheit nicht so weit weg ist, wie für junge Menschen jetzt diese Zahl 80 Jahre erscheint. Weil wenn dann hier eine 35-jährige Frau sitzt zum Beispiel und erzählt, wie sie mit ihrer Oma über deren Verfolgungsgeschichte gesprochen hat, was ihr die eigene Oma erzählt hat über die Zeit, die sie als 14-jähriges Mädchen im Ghetto Theresienstadt verbracht hat, über die Zeit der Rückkehr nach Wien, wo sie den Vater wieder getroffen hat, der Auschwitz erlebt hat, was es bedeutet hat, dann mit diesem schwerst-traumatisierten Vater wieder zusammenzuleben, wie das den Alltag der Familie auch nach 1945 beeinflusst hat … dann werden plötzlich viele Themen doch sehr anschaulich und sind längst nicht mehr so weit weg wie gedacht.
Ihr Konzept ist nicht nur Erinnerungskultur oder Gedenkkultur, sondern Sie bezeichnen Ihre grundsätzlichen Konzeptionen, auch in Forschungen und Publikationen, als historisch-politische Bildung. Können Sie uns dieses, Ihr Konzept, etwas ausführlicher verdeutlichen?
Historisch-politische Bildung zielt darauf ab, sich mit Ereignissen der Vergangenheit auseinanderzusetzen, also eine historische Auseinandersetzung, aber gleichzeitig auch verbunden mit Gegenwartsthemen und mit Überlegungen für die Zukunft. Also kein klassisches Geschichtslernen, wo wir uns mit historischen Fakten beschäftigen. Das ist natürlich ein Teil davon, aber das allein ist für mich zu kurz gegriffen, sondern für mich persönlich geht es immer darum – und ich bin ja auch keine Historikerin – dann auch Überlegungen anzustellen: Was bedeutet das für unsere Gegenwart? Wie wirken die Dinge noch in der Gegenwart? Und was bedeutet das auch für unsere Überlegungen für eine Zukunft in einer demokratischen Gesellschaft?
In Ihrem Buch „Tat-Orte. Schau-Plätze – Erinnerungsarbeit an den Stätten nationalsozialistischer Gewalt in Klagenfurt“, werfen Sie die Frage auf: „Warum brauchen wir Erinnerung?“ Ich möchte jetzt nicht das ganze Zitat aus diesem Buch vorstellen, sondern einfach nur die Frage an Sie richten: „Warum brauchen Menschen generell in unserer Gesellschaft, nicht nur für sich selbst, sondern auch im gesellschaftlichen Kontext - Erinnerung?
Zum einen ist Erinnerungsfähigkeit etwas, das den Menschen ausmacht als solches und das auch die Basis ist, unseren Alltag überhaupt bewältigen zu können. Und zum anderen, wenn wir uns anschauen, warum sollten wir uns an solche Gewaltereignisse erinnern und an so massive Menschenrechtsverletzungen, wenn wir heute auf unterschiedliche Prozesse schauen, dann stellen wir ja vielerorts bedenkliche Entwicklungen fest: Minderheitenrechte, die nicht gesichert sind, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, die sich zeigt, die sich gegen Asylsuchende richtet, die sich gegen People of Color richtet, gegen queere Menschen, oder auch andere Gruppen. Wir sehen, wie der menschenverachtende Diskurs befeuert wird, zum Beispiel teilweise über Medienberichte, durch Wahlreden, ganz besonders durch soziale Medien.
Also wir sehen: Es gibt Handlungsbedarf und wir können unsere Augen eigentlich davor nicht verschließen. Und es gibt die Notwendigkeit, genau hinzuschauen und wir sind täglich gefordert, für Demokratie einzutreten. Und da glaube ich, dass diese Formen von historisch-politischer Bildung - eben diese Verknüpfung von Vergangenheitslernen mit Auseinandersetzung mit aktuellen Themen, ein Weg sein kann, um da in eine gute Richtung zu gehen.
Vielleicht noch einmal zurück zum Begriff der Erinnerung oder ich sage mal, dieses individuelle Momentum. Erinnern ist eigentlich eine Grundvoraussetzung dafür, dass man sich überhaupt die Gegenwart erklärbar machen kann, würde ich ja mal vermuten. Beziehungsweise ist nicht Erinnerung auch dafür erforderlich, dass man sich selbst, sein Leben als kritisch-denkender Mensch überhaupt gestalten kann?
Ja, ganz bestimmt. Also die Vergangenheit beeinflusst uns ja sowieso, egal ob wir uns jetzt damit aktiv beschäftigen oder nicht. Aber die aktive Auseinandersetzung, die kann uns helfen, auch Dinge zu verstehen. Plötzlich erschließt sich uns etwas, was uns schon immer beeinflusst hat oder Teil unseres Lebens war, aber wir uns nicht erklären konnten. Das heißt: Es geht um eine bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, die uns ohnehin beeinflusst, ob wir es wollen oder nicht.
Vielleicht abschließend noch eine zentrale Botschaft im Kontext von Erinnerungs- und Gedenkkultur, aber auch im Kontext dieser von Ihnen konzipierten Form der historisch-politischen Bildung.
Ja, ich würde sagen, man kann schon so plakativ sagen: Die Vergangenheit ist nicht tot. Die Vergangenheit ist nicht wirklich vergangen. Sie wirkt in vielfältiger Form weiter. Sie wirkt auf uns als Individuen, aber sie wirkt auch kollektiv auf unsere Gesellschaft. Und wir sollten uns dessen bewusst sein. Wir sollten da hinschauen und wir sollten auch versuchen, daraus Schlüsse für unsere Gegenwart zu ziehen und für unser heutiges Handeln.
Zeitgemäße Gedenk- und Erinnerungskultur, in Bezug auf die NS-Diktatur, müsste die derzeit ritualisierten Gedenkformate hinterfragen und bemüht sein, neue Zielgruppen anzusprechen. Viele Aspekte der NS-Geschichte sind noch nicht vollständig wissenschaftlich aufgearbeitet, oft mangels institutioneller Unterstützung. Neuere Ansätze sollen Jugendliche einbeziehen, indem aktuelle Themen wie Menschenrechte angesprochen werden. Historisch-politische Bildung verbindet Vergangenheit mit Gegenwartsthemen und Zukunftsüberlegungen. Erinnerung ist essenziell, um die Gegenwart zu verstehen und aktiv an einer demokratischen Gesellschaft mitzuwirken.
Nadja Danglmaier je raziskovalka na področju izobraževanja in se podrobno ukvarja s kulturo spominjanja. Veliko vprašanje na tem področju je, kako doseči tudi drugo publiko, saj spominski dogodki pogosto nagovarjajo le tiste, ki so sorodstveno povezani z žrtvami nacizma. Pomembno je tudi razmisliti, kako doseči mlade. Danglmaier predstavi različne možnosti. V muzeju Peršman v Železni Kapli na primer ponujajo delavnice, kjer so v ospredju teme, kot so odpor in civilni pogum. Drugo vprašanje pa je, kako se spoprijeti s tem, da ni več prič tistega časa, ki bi obiskovale šolske razrede. Danglmaier pove, da so v zadnjih letih prejeli veliko prošenj s strani potomcev prič, otrok in vnukov, ki bi želeli obiskati šole namesto svojih starih staršev in stopiti v dialog z mladimi. Prav zdaj razvijajo pilotni projekt »erinnern.at«, v okviru katerega na Dunaju, Tirolskem in tudi na Koroškem obiskujejo šole s potomci judovskih pregnancev. Sogovornica pove, da imajo mladi veliko zanimanja in da takšna osebna srečanja odpirajo dober dialog.
Zakaj se pravzaprav spominjati in gojiti kulturo spominjanja? Nadja Danglmaier meni, da predvsem za to, da poiščemo odgovore na vprašanja, kot so: kaj ta zgodovina pomeni za moje življenje? Kako je vplivala na moje odraščanje? Na eni strani preteklost vpliva na posameznike, kot so potomci žrtev ali potomci storilcev. Na drugi strani pa so posledice vidne tudi na podobi naših mest.
Današnje razmere so zaskrbljujoče, meni Nadja Danglmaier. Pravice manjšin niso zagotovljene. Pojavlja se sovraštvo, naprimer do prosilcev za azil ali do ljudi z drugačno barvo kože ... Zato je prepričana, da so te oblike zgodovinsko-političnega izobraževanja, povezovanje učenja o preteklosti z obravnavanjem aktualnih tem, lahko korak v pravo smer.
Kurzbiografie
Mag. Dr. Nadja Danglmaier lehrt und forscht als Senior Scientist am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt/Celovec. Als Leiterin des Kärntner Netzwerkes von ERINNERN:AT leitet sie Fortbildungen für Lehrer*innen und entwickelt Unterrichtsmaterialien zur historisch-politischen und diversitätsbewussten Bildungsarbeit. Aktuell ist sie als Vorsitzende des Fachbeirats Wissenschaft des Kärntner Kulturgremiums im Organisationsteam „Erinnerungsjahr 2025 Leto spominjanja“.