Vive l’Europe! #43 - Privatjets: Massiver Anstieg von CO2-Ausstoß
(c) Mitja Kobal

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(c) Viktor Strauch

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Vive l’Europe! #43 - Privatjets: Massiver Anstieg von CO2-Ausstoß

Zasebni leti so ekološko izredno neučinkoviti in povzročajo največ emisij na potnika. So najbolj podnebju škodljiva oblika mobilnosti. Švedska študija kaže, da so se emisije zasebnega letalskega prometa med letoma 2019 in 2023 povečale za 46 %. Podrobneje bomo raziskali razloge za takšen porast, si ogledali okoljske napovedi in prisluhnili zahtevam okoljevarstvenikov.

Mit dem Journalisten Viktor Strauch geben wir Einblicke in Details. Jasmin Duregger (Greenpeace) liefert zusätzliche eigene Studiendaten zu CO2-Emissionen von österreichischen Privatjets und erläutert zentrale Forderungen.

Während der kommerzielle Luftfahrtsektor schon seit Jahren von Umweltschützern verstärkt unter die Lupe genommen wird, ist der Fußabdruck von Privat- und Geschäftsflugzeugen erst in jüngster Zeit ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Studienautoren Jasper Faber und Sander Raphaël geben einen umfassenden Einblick zu „CO2-Emissionen der privaten Luftfahrt in Europa“. Die Untersuchung betrifft die Länder der EU-27, also auch Norwegen, die Schweiz und das Vereinigte Königreich, und gibt Einblicke in einzelne Länderdaten.

Podatki za leto 2020 zajemajo približno 119.000 zasebnih letov, ki so povzročili približno 355.000 ton emisij CO2. Naslednje leto se je število letov približno potrojilo, emisije CO2 pa so se štirikrat povečale. Zasebno letalstvo je še vedno v vzponu, in po mnenju avtorjev študije bi lahko bil ta porast posledica večje priljubljenosti zasebnega letalstva po pandemiji COVID-19.

Die Flugdaten wurden über das OpenSky Network über vier Jahre gesammelt und die Emissionen von etwa 250 Privatjets ausgewertet. Die gesamten Kohlenstoffemissionen liegen bei etwa 0,5 Megatonnen. Die jährlichen Emissionen dieser ausgewählten Jets entsprechen den Emissionen von 40.000 Einwohnern.

Der österreichische Wirtschaftsjournalist Viktor Strauch gibt einen ersten Einblick in die EU-Studie. Er hat die Daten zu Österreich analysiert und kommt zu folgenden Schlussfolgerungen:

Österreich liegt tatsächlich weit vorne, wenn man sich anschaut, wie viele Privatjetflüge hier stattfinden. Laut der Studie befindet sich ein Prozent ungefähr aller Privatjets, die es auf der ganzen Welt gibt, in Österreich. Das klingt jetzt wenig, aber im Verhältnis zur Größe Österreichs ist es schon enorm. Es wird noch krasser, wenn man sich die Privatjets-Dichte anschaut, also die Anzahl der Privatjets im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Pro 100.000 Einwohner finden in Österreich durchschnittlich 2,9 Privatjet-Flüge statt. Damit liegt Österreich im Europavergleich dann schon auf Platz zwei. Nur in der Schweiz gibt es noch mehr Privatjets.

Hinsichtlich der Auswertung zur Länge der in Österreich vielfach zurückgelegten Flugstrecken gibt Strauch einen kritischen Kommentar ab, in dem er auf eine bedenkliche Bequemlichkeit verweist:

Aus der Studie ist ersichtlich, dass auch Kurzstreckenflüge mit Privatjets zunehmen, also Flüge unter 50 Kilometer. 50 Kilometer, das ist weniger als die Strecke von Wien nach Sankt Pölten. Das sind also Strecken, die kein normaler Mensch jemals mit dem Flugzeug zurücklegen würde und die in Wahrheit verboten gehören, weil dadurch natürlich Unmengen an CO₂-Emissionen ausgestoßen werden. Vollkommen unnötigerweise, weil man könnte auch einfach mit dem Zug fahren. Dass dann aber doch so viele Kurzstreckenflüge stattfinden, zeigt, dass der Privatjet in erster Linie aus Bequemlichkeit eigentlich zum Einsatz kommt. Man ist zwar nur minimal schneller, aber man reist komfortabler, man muss sich am Flughafen nicht anstellen und man kommt, überspitzt gesagt, auch nicht mit dem „Pöbel“ in Berührung.

In diesem Kontext sei auf ein interessantes Spezifikum in Österreich verwiesen – nämlich die steuerlichen Variationsmöglichkeiten bei der Nutzung von Privatflügen. Strauch meint, …

… in Österreich kann man Privatjet-Flüge von der Steuer absetzen. Das funktioniert folgendermaßen: Wenn ein Milliardär einen Privatjet besitzt, gibt er den einer Charter-Firma. Die Charter-Firma stellt den Piloten zur Verfügung und beherbergt den Privatjet. Wenn der Milliardär jetzt einen Flug bei dieser Charter-Firma bucht, kann er sie als Geschäftsreise verbuchen. Damit ist sie steuerlich absetzbar. Ob der Milliardär dann auch wirklich den Privatjet nur für Geschäftsreisen benutzt, sei mal dahingestellt. Wir hatten ja in den letzten Jahren einen sehr prominenten Fall, nämlich den René Benko, der sich seine Privatjet-Flüge zu großem Teil vom Steuerzahler finanzieren hat lassen und damit sicher auch nicht nur geschäftlich unterwegs war.

Die Autoren der bereits genannten EU-Studie fanden heraus, dass die Flüge kumulativ etwa 15,6 Millionen Tonnen CO2 an direkten Emissionen im Jahr 2023 verursachten – ein Durchschnitt von etwa 3,6 Tonnen CO2-Emissionen pro Flug. Dies entspricht einem Anstieg der Emissionen aus der privaten Luftfahrt um 46 Prozent im Vergleich zu 2019 und etwa 1,8 Prozent der gesamten Emissionen der kommerziellen Luftfahrt im Jahr 2023.

Eine weitere äußerst aufschlussreiche Studie, erstellt von Greenpeace Österreich gibt Aufschluss über „Die Konzerne hinter den österreichischen Privatjets“. Studienautorin Jasmin Duregger gibt einen ersten Detaileinblick:

Mit Stand Jänner 2023, da waren in Österreich 227 Privatflugzeuge registriert und die haben in den Jahren zwischen 2019 und 2022 mehr als 116.000 Flüge absolviert. Und das ist gar nicht zu wenig, wenn man das vergleicht. Somit haben diese 227 Privatflugzeuge fast eine halbe Million Tonnen an CO₂-Emissionen emittiert. Sie verbrannten dabei 163 Millionen Liter Kerosin. Und diese Privatjets, die flogen insgesamt mindestens 96 Millionen Kilometer. Und das heißt, sie haben rund 2.400-mal die Erde umkreist.

Man kann daraus auch ableiten, was das für einen klassischen, durchschnittlichen österreichischen Privatflug bedeutet. Der durchschnittliche österreichische Privatflug, der verursacht rund 3,5 Tonnen CO₂-Emissionen. Er dauert nur eine Stunde und 23 Minuten. Er fliegt im Schnitt 828 Kilometer. Das entspricht ungefähr der Strecke Wien-Bukarest.

Gleichzeitig verbraucht ein durchschnittlicher Privatflug in Österreich eine enorme Energiemenge, …

… ungefähr so viel Energie, wie 1,6 Österreicher:innen im Jahr für Wohnen und Mobilität benötigen. Insgesamt verbraucht der durchschnittliche österreichische Privatflug rund 1.400 Liter Kerosin. Das ist so viel Treibstoff, wie ein österreichischer Durchschnitts-PKW benötigt, um 24-mal so weit zu fahren, also rund 19.750 Kilometer. Das würde einer Autostrecke entsprechen, die von Wien nach Peking ginge und wieder retour.

Auch hinsichtlich der Ultra-Kurzstrecken-Flüge findet Studienautorin Duregger – mit Bezug auf das eigene Datenmaterial – äußerst kritische Worte:

Knapp zwei Drittel aller Flüge der österreichischen Privatflugzeuge, die sind kürzer als 750 km. Satte 44 Prozent aller Flüge sind Ultra-Kurzstrecken. Das heißt, sie sind unter 500 Kilometer und 20 Prozent aller Flüge sind Kurzstrecken. Das heißt, sie sind nur zwischen 500 bis 750 Kilometer lang. 6 Prozent der Privatflüge in Österreich, die sind im Inland. 30 Prozent gehen in die Nachbarländer und 53 Prozent gehen in das restliche Europa und 10 Prozent gehen über Europa hinaus, sind also internationale Flüge.

Die meisten Zielflughäfen, die liegen in Österreich, Deutschland und Frankreich. Außerhalb Europas werden am meisten die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate angesteuert.

Die häufigste Strecke, und zwar 511-mal im Beobachtungszeitraum, das heißt zwischen den Jahren 2019 und 2022, das war die Ultrakurzstrecke Genf-Paris. Diese ist nur circa 415 Kilometer lang und man muss sich vorstellen, man könnte diese Strecke auch leicht mit dem Zug fahren, nämlich in ungefähr 3,5 Stunden.

Nun zu Änderungsvorschlägen oder zur Frage: Wie soll es weitergehen, welche Forderungen ergeben sich? Der Wirtschaftsjournalist Strauch meint:

Wie es weitergehen wird, hängt, glaube ich, davon ab, ob die Politik es schafft, Privatjet-Flüge oder zumindest Kurzstreckenflüge mit dem Privatjet zu verbieten oder zumindest stärker zu besteuern. Als erstes müsste man in Österreich, glaube ich, natürlich eben dieses besagte Steuerschlupfloch schließen, das es den Superreichen ermöglicht, ihre Flüge mit dem Privatjet von der Steuer abzusetzen. Organisationen wie Greenpeace fordern außerdem eine Kerosinsteuer auf der einen Seite und auf der anderen Seite, dass man klimaschonende Verkehrsmittel wie die Bahn attraktiver macht.

Wenn das aber nicht passiert, dann bin ich mir ziemlich sicher, dass die Entwicklung so weitergehen wird wie bisher, dass also die, die sich es leisten können, immer mehr mit dem Privatjet fliegen und dann auch logischerweise immer mehr CO₂ ausstoßen. Und wenn man an die Folgen des Klimawandels denkt, dann muss man auch sagen: Die Superreichen, die ja für den Großteil aller CO₂-Emissionen verantwortlich sind, also die reichsten 10 Prozent der Weltbevölkerung, verursachen fast die Hälfte aller Emissionen. Die werden unter dem Klimawandel nicht leiden. Die können sich jederzeit überall hin zurückziehen, wohin sie wollen. Die haben ihre Yachten, ihre Villen, in denen sie sich abschotten. Für alle anderen könnte es aber ziemlich ungemütlich werden.

Zusätzlich zu den bereits angesprochenen Forderungen meint die GreenpeaceStudienautorin Jasmin Duregger:

Privatjets, das ist die ungerechteste und gleichzeitig klimaschädlichste Form der Fortbewegung. Denn ein paar wenige, die verschmutzen das Klima für alle. Wir sehen nämlich auch in unseren Ergebnissen sehr gut, dass Privatjets oft eben nicht dafür verwendet werden, weite Strecken zurückzulegen oder Strecken, die schwer zu bewältigen sind, beispielsweise mit dem Zug. Im Gegenteil: Die beliebteste Strecke ist ja in Europa Genf-Paris, die mit dem Privatjet geflogen wird. Eine Strecke, die man in gut drei Stunden mit dem Zug bewältigen kann. Wir bei Greenpeace fordern deshalb, dass es ein EU-weites Privatjet-Verbot gibt, denn diese klimaschädliche und gleichzeitig sehr ungerechte Art der Fortbewegung, die gehört schlicht und ergreifend verboten, da wir bessere und klimafreundlicher Varianten zur Verfügung haben.

Nun noch ein Blick auf die Kosten: Eine Rückfrage bei GLOCK Aviation GmbH hat ergeben, dass ein „günstiges Angebot“ für einen Flug von Wien nach Basel beispielsweise rund 15.000 Euro kostet. Weitere Details, etwa zum Verhältnis von Privat- zu Geschäftsflügen, konnte aus Datenschutzgründen nicht gegeben werden.

Es kann also festgehalten werden: Privatflüge verursachen deutlich höhere Emissionen pro Passagierkilometer als andere Verkehrsmittel. Privatjets, gemessen pro Passagier, sind bis zu 14-mal umweltschädlicher als kommerzielle Flüge und 50-mal umweltschädlicher als Züge.

Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden, um einen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Es ist zu hoffen, dass die in dieser Reportage angesprochenen Problemfelder zu „Privatjets“, für die Erreichung dieser Ziele, unter die Lupe genommen und Maßnahmen getroffen werden.

 

Torej lahko ugotovimo, da zasebni leti povzročajo znatno več emisij na potnika na kilometer kot druga prevozna sredstva. Po podatkih organizacije Transport and Environment so zasebna letala na potnika 5- do 14-krat bolj škodljiva za okolje kot komercialni leti in 50-krat bolj škodljiva za okolje kot vlaki. Jasmin Duregger iz organizacije Greenpeace pojasni, kako energetsko potrošen je en zasebni let v Avstriji – porabi namreč toliko energije, kot jo 1,6 Avstrijca porabi v enem letu za bivanje in mobilnost.

Kaj lahko stori država?

Novinar Viktor Strauch meni, da bi bilo najprej treba v Avstriji zapreti davčno luknjo, ki super bogatim omogoča, da svoje lete z zasebnimi letali odbijejo od davkov. Jasmin Duregger iz Greenpeacea pa doda, da so zasebna letala najbolj nepravična in hkrati najbolj škodljiva oblika prevoza, saj le peščica ljudi onesnažuje naše skupno okolje. Zasebna letala pogosto niso uporabljena za prevoz na dolge razdalje ali za poti, ki so težko prevozne. Nasprotno: najbolj priljubljena pot v Evropi je Ženeva–Pariz, ki jo lahko z vlakom prevozimo v dobrih treh urah. Greenpeace zato zahteva, da EU uvede celostno prepoved zasebnih letal, saj imamo na voljo boljše in podnebju prijaznejše alternative.

 

Kurzbiografien:

Jasmin Duregger hat ihren Master an der FH Krems in Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement absolviert und ist Mitautorin der Greenpeace-Analyse „Die Konzerne hinter den österreichischen Privatjets“ und arbeitet seit 2019 als Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Zentral- und Osteuropa in Wien.

Victor Strauch hat Theater-, Film- und Medienwissenschaft studiert (2017-2021) und arbeitet seit 2022 als Journalist bei den österreichischen Online-Magazinen Kontrast.at (seit 2024) und NeueZeit (2022-2024). Er hat intensiv zur Thematik „Privatjets“ recherchiert und darüber publiziert.